Sonntag, 10. September 2017

Crime Day: Interview mit Vera Nentwich

Herzlich Willkommen zum Crime Day!  Habt ihr schon die spannenden Beiträge der anderen Blogger gesehen? Alle Links zu den Beiträgen findet ihr auf der Facebook-Seite des Crime Day. Nun dürfen Nina vom Blog Blog-a-holic und ich die Autorin Vera Nentwich für euch interviewen. In ihrem neuen Buch "Tote machen Träume wahr" können wir wieder einmal mit Biene Hagen auf unterhaltsame Mörderjagd gehen. Die Geschichte ist spannend und bringt einen trotzdem immer wieder zum lachen.

Liebe Vera, deine Protagonistin Biene hat einen Traum: Sie möchte Detektivin werden und endlich von dem trockenen Büroalltag wegkommen. Hattest du auch einen solchen Traum, den du dir verwirklicht hast oder aber bist du noch dabei ihn dir zu verwirklichen? 
Meine Träume begleiten mich mein ganzes Leben. Nicht umsonst ist mein Lebensmotto »Nur wer Traumschlösser baut, kann auch darin wohnen«. In den schweren Phasen meines Lebens haben mir die Träume von einem anderen Leben geholfen, meinen Weg zu gehen. Und noch heute sind Träume mein Antrieb. Ich kann mir ein Leben ohne einen Traum, auf den ich hinarbeite, gar nicht vorstellen. Ich empfinde es im Gegenteil befremdlich, wenn mir Menschen erzählen, sie hätten keinen Traum mehr. Ich muss gestehen, dass mir diese Menschen sogar leidtun.


Biene erhält bei ihrer Detektivarbeit leider nicht so viel Rückhalt von ihren Freunden oder der Familie, wie sie es gerne hätte. Im Gegenteil: Täglich muss sie mit neuen Anschuldigungen oder aber Lächerlichkeiten umgehen. Wie ist es bei dir? Als du dir deinen großen Traum verwirklicht hast, hast du Rückhalt erfahren oder musstest du auch kämpfen?
Na ja, die Menschen um mich herum, kennen mich und sind daher nicht mehr so leicht zu überraschen. Sie wissen, dass ich die Träume, die ich habe, auch umsetze. Natürlich können Sie sich so manches nicht wirklich vorstellen. Ein gutes Beispiel ist, als ich vor Jahren beschlossen hatte, endlich meinen langgehegten Traum zu singen umsetzen zu wollen. Nie hatte mich jemand in meinem Umfeld singen gehört. Zudem gibt es wohl keinen Aspekt, der bei den Menschen mit mehr Hemmungen belastet ist, als das Singen. Ich zweifelte natürlich selbst, ob ich dies überhaupt könnte, aber ich wollte es zumindest versucht haben. Also ging ich zur Probestunde zu einem Gesangslehrer. Zu meiner Überraschung sagte er mir, dass es sich lohnen würde, an meiner Stimme zu arbeiten. Ich kann gar nicht sagen, welches Glücksgefühl diese Aussage in mir auslöste. Alle um mich herum waren völlig überrumpelt davon, dass ich nun Gesangsunterricht nahm. Es hätte aber niemand gewagt, mich daran zu hindern. Zwei Jahre später habe ich zum ersten Mal alleine vor Publikum gesungen und bin heute begeistertes Mitglied der Soulville Jazz Singers. Heute fragen mich eben diese Freunde, ob ich nicht auf ihren Feiern singen könnte.

Ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnt: Welcher wäre das für dich?
Ich frage mich, ob es Träume gibt, für die es sich nicht zu kämpfen lohnt? Ich meine diese Träume, die einen mit Sehnsucht erfüllen. Die einem beim Gedanken daran ein wohliges Gefühl geben. Es wäre doch tragisch, sie nicht realisieren zu wollen. Wobei dies im Regelfall gar kein Kampf ist. Ich empfinde es als Kampf, etwas zu tun, dass ich nicht möchte. Etwas zu tun, dass ich liebe, ist kein Kampf. Es mag hier und da anstrengend sein, aber es ist keine Qual. Es ist Freude.

Biene gerät oft in brenzlige Situationen, verliert aber nie den Mut und stürzt sich direkt in das nächste Abenteuer. Bist du auch so mutig wie Biene?
Genauso, wie die Umsetzung des eigenen Traums kein Kampf im eigentlichen Sinn ist, gehört auch nicht wirklich Mut dazu. Mut bedeutet, seine Angst zu überwinden. Wenn ich aber einen Weg gehe, der mir gar keine oder zumindest nicht viel Angst bereitet, dann ist es auch kein Mut, der mich diesen Weg gehen lässt. Man muss sich nur mal vorstellen, man würde einige Meter vor sich das sehen, was man sich sein ganzes Leben sehnlichst wünscht. Nur ein paar Schritte müsste man tun, um es zu erreichen. Allerdings ist ein wackeliger Steg zwischen dem leuchtenden Ziel und einem selbst. Ist es dann Mut, wenn man über den Steg geht? Nein, Biene ist nicht mutig. Sie kümmert sich um sich. In diesem Sinne bemühe ich mich, so wie Biene zu sein. Aber vielleicht ist sie auch so wie ich.

Die Oma gibt Biene immer Rückhalt. Bei einem leckeren Essen in Omas Küche erscheinen die großen Probleme oft viel kleiner. Wer unterstützt dich in allen Lebenslagen?
Das Vorbild für die Oma ist zumindest in einigen Belangen meine Mutter. Das Essen in der Küche gehört auf jeden Fall dazu. Sie unterstützt mich sehr und ist zum Beispiel ein großer Fan meiner Bücher. Zudem habe ich einen tollen Freundeskreis.

Grefrath ist ein kleiner Ort, in dem jeder jeden kennt und sich alles rasch herumspricht. Könntest du dir vorstellen, in so einem kleinen Ort zu wohnen, oder tust du das sogar?
Grefrath ist ein realer Ort und ich bin dort aufgewachsen. Ich habe bis zu meinem 35. Lebensjahr dort gelebt. Der Ort, in dem ich jetzt lebe, ist zwar nominal um einiges größer, aber unterscheidet sich atmosphärisch kaum von Grefrath. Die Frage kann ich also klar mit Ja beantworten. Mit einem wichtigen Aspekt: Der Ort darf nicht zu weit von der nächsten Großstadt entfernt sein. Ein Punkt, der leider nicht für Grefrath spricht.

Wann dürfen wir das nächste Mal mit Biene auf Mörderjagd gehen?
Wenn alles nach Plan läuft, soll es im Frühjahr soweit sein. Derzeit arbeite ich an einem anderen Projekt, dem ich den Arbeitstitel »Amanda und die Unmöglichkeit von Liebe« gegeben habe. Erstmalig lasse ich Leserinnen und Leser schon an der Entstehung teilhaben und veröffentliche Teile davon auf Snipsl und auch auf meinem Blog. Dieses Buch soll im Herbst erscheinen und dann geht es an Bienes nächstem Fall.

Vielen Dank für das Interview!

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