Titel: Nina X
Autor: Ewan
Morrison
Verlag: marix
Verlag
Umfang: 272 Seiten
Preis: 22,00
EUR
Klappentext:
Nina X ist die Geschichte einer außergewöhnlichen jungen Frau, die von
Geburt an in einer maoistischen Kult-Kommune in »ideologischer Reinheit« erzogen
wird und dann in unsere moderne Welt flieht. Über 20 Jahre lang hat Nina X
keine Bücher, keine Spielsachen und keine Privatsphäre. Ihre engste emotionale
Beziehung unterhält sie zu den Vögeln vor ihrem Zimmerfenster, wenn sie mutig
genug ist, die Gipsplatte zu entfernen, die es verdeckt. Nina hat das kleine
Haus in London noch nie verlassen. Sie hat nie ein anderes Kind getroffen. Sie
hat keine Mutter und keinen Vater; sondern einen Führer und vier Genossinnen.
Der allmächtige Führer nennt sie Das Projekt; sie wird von den »falschen
Göttern des Kapitalismus« und vom »Kult um das Ich und das Selbst«
ferngehalten. Der Führer verlangt von ihr, alles in Notizbüchern festzuhalten,
um ihre Gedanken verfolgen zu können; zwingt sie, die Einträge so lange zu überarbeiten
und umzuschreiben, bis sie seiner Vorstellung entsprechen. Ihre eigenen Worte
werden ausgelöscht, wieder und wieder …Doch das war damals. Jetzt ist Nina in
Freiheit, und alle Regeln haben sich verändert. Sie muss sich immer wieder
sagen, dass jetzt alles das Gegenteil von dem ist, was sie gelernt hat – und
trotzdem ergibt die Welt immer noch keinen Sinn. Ein geheimnisvoller Roman mit
einer exzentrischen, unzuverlässigen Protagonistin, die unsere Welt in einem
ganz anderen Licht sieht.
Der Roman erzählt
die Geschichte einer jungen Frau, die in der Gefangenschaft einer Sekte
aufgewachsen ist und sich als erwachsene Frau plötzlich in einer vollkommen
fremden Welt zurechtfinden muss. Zwar erhält Nina die Unterstützung von
diversen Sozialarbeitern, doch auch diesen fällt der Umgang mit Ninas seltsamen
Angewohnheiten schwer. Nina wuchs vollkommen isoliert von der Außenwelt auf und
muss sich erst in der technisierten Welt zurechtfinden, die ihr als eine Art
Feindesland erscheint. Und auch jahrelange Misshandlungen haben ihre Spuren an
der Psyche der jungen Frau hinterlassen.
Der Roman besteht
aus einer Art Tagebucheinträgen bzw. Berichten, in denen Nina die Geschehnisse
der Tage und ihre Gedanken festhält. Es wird abwechselnd in zwei Zeitschienen
erzählt: die Zeit bei der Sekte, teilweise mit großen Zeitsprüngen, und die
Zeit nach der Befreiung. Es ist ein wenig schwierig, den Überblick zu behalten
und insbesondere die Geschehnisse in der Vergangenheit zeitlich richtig
einzuordnen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Tagebücher aus der Vergangenheit
teilweise von anderen Mitgliedern der Sekte kommentiert wurden, wodurch es
erschwert wird, das tatsächlich passierte herauszufiltern. Gleichzeitig macht dieser
außergewöhnliche Erzählstil den besonderen Reiz des Romans aus. Er spiegelt gut
Ninas verquere Persönlichkeit und die enorme psychische Ausnahmesituation, der
sie jahrelang ausgesetzt war, wider. Auch als Leser ist man hin-und hergerissen
zwischen Mitleid, Entsetzen und Angst.
„Nina X“ ist
eine außergewöhnliche und mitreißende Geschichte, die man an einem gewissen Punkt
nicht mehr aus der Hand legen mag, bis man erfahren hat, was wirklich in der
Vergangenheit passiert ist. Ich vergebe fünf von fünf Sternen.
Ich habe ein Rezensionsexemplar
vom Verlag erhalten
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